Törnbericht: Toskanischer Archipel – Capraia Isola und rund um Elba

🙋 Wer: Marc Offenbacher und Crew
👥 Crewgröße: 11 Personen, aufgeteilt auf zwei Yachten
📆 Wann: 1 Woche vom 02.09. bis 09.09.23 (plus 3 Tage Städtetrip)
📍 Route: Cecina – San Vincenzo – Spiaggia di Bagnaia (Elba) – Marciana Marina (Elba) – Porto Capraia (Capraia Isola) – Fetovaia (Elba) – Lacona (Elba) – Cecina
📶 Level: einfach um Elba bis mittel nach Capraia Isola (einfach – mittel – anspruchsvoll)
⛵ Segelstil: Entspannung
⛅ Wetter: Sonnenschein; wenig, entspannter bis steifer Wind
🔗 Kapitel: Törnbericht – Zum RevierWind und WetterVor OrtLiteratur

 

Nachdem wir öfters in Griechenland und Kroatien gesegelt sind, haben wir uns in der Gruppe diesmal für Italien und Elba entschieden. Mir und zwei anderen war die Insel schon etwas bekannt durch Urlaube mit den Eltern, aber gesegelt bin ich hier noch nie.

Da wir eine große Gruppe aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands sind, fliegen einige mit dem Flugzeug nach Pisa, andere kommen über Florenz. Da wir einen Törn auch gerne mit einem Städtetrip verbinden, treffen wir uns am Donnerstag in Florenz und erkunden noch zwei Tage die Stadt. Vor Ort begeistern uns vor allem die guten Restaurants mit florentinischen Spezialitäten.

Yachtsuche Italienische Riviera und Toskana

 

Tag 1: Überraschung in San Vincenzo

Samstag fahren wir mit dem Zug nach Cecina in unseren Starthafen. Dieser ist verglichen mit Häfen in Kroatien und Griechenland kleiner und älter, aber es gibt dort alles, was man braucht. Da weniger los ist, geht es auch gemütlicher zu. Wir haben zwei Yachten gechartert, eine Dufour 520 Grand Large und eine etwas kleinere Dufour 460 Grand Large. Neben mir hat noch mein guter Freund Constantin den SKS-Schein, der das zweite Boot übernimmt. Während wir Skipper die Übernahme mit der Basis machen, kaufen die anderen in der Stadt für den Törn ein.

Unterwegs mit der Dufour 520 Grand Large und der etwas kleineren Dufour 460 Grand Large

Am selben Tag laufen wir noch abends aus und steuern nicht weit entfernt südlich den Hafen von San Vincenzo für die Nacht an. Hier erwarten wir das italienische Dolce Vita, werden aber empfangen von Bierzelten und bayerischer Musik. Die Stadt feiert mit einer Art Oktoberfest ihre Partnerschaft mit der niederbayerischen Stadt Pfarrkirchen. Okay, das können wir nicht an uns vorbeiziehen lassen und feiern mit. Die Crew endet schließlich auf der Bühne und gibt einige Lieder zum Besten. Weiter ging es in einer Bar direkt an der Hafenpromenade. Hier haben wir einige Italiener und Italienerinnen aus dem Ort kennenlernen dürfen.

Hafen von Cecina mit Skipper Constantin

 

Tag 2 und 3: Auf nach Elba – Grotta Azzurra und Marciana Marina

Am späten Vormittag geht es bei entspannten Bedingungen und Sonnenschein rüber nach Elba. Mit nur leichter Krängung kommt die Crew schon an Deck zum Sonnenbaden. Wir entscheiden uns, zuerst an der Nordseite entlangzusegeln, da der Wind aus Süd-Ost kommt und wir dadurch beim Ankern in der Nacht geschützter sind. Wir steuern zuerst die Bucht Spiaggia di Bagnaia an, die uns empfohlen wurde. In dieser schönen Bucht, umgeben von grünem Macchiawald, sind die Ankerbedingungen gut und es gibt einen Kiesstrand mit Restaurant, Surfschule und Einkaufsmöglichkeiten. Wir entscheiden uns zunächst für Risotto aus der Kombüse und einen gemütlichen Abend unter uns.

Tags darauf segeln wir unter Sonnenschein an der Nordküste entlang. Da wir gerne Schnorcheln und Tauchen ist unser Ziel die Grotta Azzurra am Capo d’Enfola. Wir ankern bei der Grotte und gehen mit Schnorchelset, GoPro und Drohne auf Erkundungstour. Die Höhle verläuft sowohl über wie unter Wasser. Wir schwimmen rein und über uns öffnet sich ein zehn Meter hoher Kamin. Das Ganze wollen wir auch von oben sehen, klettern von außen auf den Fels und schauen von oben rein. Statt herunterzuklettern, kehren wir übers Klippenspringen ins Wasser zurück.

Zum Mittagessen ziehen wir das Heck beider ankernden Segelyachten zusammen, sodass wir entspannt über beide Yachten hinweg kommunizieren können.

Nachmittags geht es weiter nach Marciana Marina. Von hier aus sieht man auch den Monte Capanne, den höchsten Berg Elbas. Es ist ein großer, schöner Hafen und es gibt viele Restaurants, Bars und Einkaufsmöglichkeiten. Diesmal gehen wir Pizza essen und auf ein paar Drinks in die Stadt, danach erkunden wir auf einem Nachtspaziergang den Torre degli Appiani, einen alten Wachturm aus dem 12. Jahrhundert auf der Westseite des Hafens. In seiner Beleuchtung ist er auch ein schönes Fotomotiv.

Beide Yachten vor Anker und Heck an Heck bei der Grotta Azzurra

 

Tag 4: Capraia Isola

Heute geht es auf unseren längsten Schlag, vier Stunden, nach Capraia Isola nordwestlich von Elba. Auch diesmal ist das Segeln entspannt und wir kommen gut voran. Unsere beiden Boote trennen sich für den Tag. Während die anderen an die Südspitze in die Bucht am Torre dello Zenobito segeln, ankern wir unterhalb des Hauptortes in der Cala del Ceppo und nutzen den Grill auf der Badeplattform für unser Mittagessen, Würstchen mit viel Grillgemüse. In der Bucht bekommen wir nun stärkeren Wind und mehr Wellengang zu spüren, aber die Ankerbedingungen sind sehr gut und es ist kein Problem.

Für die Nacht laufen wir am späten Nachmittag in den Hafen von Porto, der Inselhauptstadt, ein. Über Funk haben wir etwa eine Stunde vor Ankunft zwei Liegeplätze nebeneinander reserviert, denn auch das zweite Boot stößt wieder dazu. Jetzt, Anfang September, mussten wir die Liegeplätze nicht lange vorher buchen oder reservieren. Doch während der Hauptsaison ist das empfehlenswert, da die Liegeplätze hier sehr begrenzt sind. Um Kontakt aufzunehmen, müssen wir einen anderen Kanal für Capraia nutzen (VHF Kanal 69) als für die anderen Häfen auf Elba und am Festland. Hier am Hafen findet man schon Geschäfte und Restaurants, die Stadt liegt aber oberhalb des Hafens. Man kann mit einem Shuttlebus den Berg hochfahren, wir entscheiden uns aber fürs Laufen und belohnen uns mit einem Restaurantbesuch im Il Carabottino, welches wir voll empfehlen können. Hier werden toskanische Gerichte mit Fisch und Meeresfrüchten serviert und man kann schön draußen sitzen, mit Blick aufs Meer und auf der anderen Seite umgeben von historischen Ruinen. Aufpassen sollte man nur bei der Wine-Flatrate, einfach weil es so verlockend ist ;-).

Der Hafen von Porto ist teuer. Für das größere Boot bezahlen wir über 100 Euro und uns überrascht am nächsten Morgen, dass die Benutzung der Duschen, die sonst immer mit drin war, noch einmal extra kostet. Ein Besuch der Insel selbst lohnt sich auf jeden Fall, man kann mal mehr Strecke segeln und wer mehr Zeit mitbringt, kann hier auch schön wandern. Auf längeren Segeltörns kann man auch Korsika in seine Planung einbeziehen, Capraia liegt bereits näher an der französischen Insel als am italienischen Festland.

Capraia mit Blick auf die Bucht von Porto Capraia

 

Tag 5: Zurück nach Elba – Schiffswrack und die schönste Bucht der Insel

Für uns geht es zurück nach Elba, diesmal wollen wir an der Südseite entlang. Der Wind hat auf Nord-West gedreht und so verläuft die Rückfahrt entspannt mit Rückenwind. Wir segeln Butterfly und richten das Großsegel auf der einen, das Vorsegel auf der anderen Seite aus.

Um Elba herum liegen auch einige tolle Schiffswracks und wir wollen uns die Elviscott, ein Transportschiff, das in den 1970ern an der Westseite nahe Pomonte gesunken ist, anschauen. Wir ankern nicht weit vom Wrack bei Sonnenschein, jedoch straffem Wind und müssen daher mehr Ankerkette stecken. Auch unsere beiden Boote lassen wir weiter auseinander ankern, als wir das vorher in den Buchten getan haben.

Das Schiffswrack liegt an einer kleinen Felsinsel vor der Küste, ganz unter Wasser. Der Bug streckt sich aber bis unter die Wasseroberfläche, das Heck fällt tiefer bis unter zehn Meter. Mit Schnorchel und Flossen kann man das Frachtschiff gut erkunden. Hier ist man zwar nicht alleine, da nicht nur Privatboote kommen, sondern auch Ausflugsboote, die hier Gruppen ausladen, aber es lohnt sich, denn das Wrack ist auch bewachsen und Lebensraum für eine ganze Reihe von kleinen Fischarten. Im Vergleich zu Kroatien und Griechenland ist Elba wesentlich fischreicher, wer also gerne taucht oder schnorchelt, sollte die Insel mal ausprobieren.

Für die Nacht steuern wir die Bucht Fetovaia an, die etwa eine Dreiviertelstunde entfernt liegt. Sie gilt als die schönste Elbas und das können wir nur bestätigen. Dementsprechend voll ist aber leider auch das Bojenfeld und der 200 Meter lange Sandstrand. Doch wir schlängeln uns zwischen den Yachten durch und finden noch einen Platz nahe der Grenze zum Schwimmbereich. Unser zweites Boot dagegen muss im hinteren Bereich ankern. Mit den Dingis machen wir uns auf an den Strand, an dem auch Restaurants und Strandbars liegen. Die Bucht ist sehr empfehlenswert, um die Nacht zu verbringen, da sie tief eingeschnitten und dadurch geschützt und sehr ruhig ist, es sei denn der Wind kommt aus Süd-Osten.

 

Schnorcheln am Schiffswrack Elviscott vor Pomonte

 

Tag 6: In der großen Bucht von Lacona

An der Südseite entlang segeln wir am nächsten Tag weiter in die große Bucht von Lacona. Hier gibt es ebenfalls gute Ankermöglichkeiten, diesmal ist das Meer wieder ruhig und wir können die Boote aneinanderbinden, um besser von einem aufs andere zu kommen. Heute ist Entspannung auf dem Boot und im Wasser angesagt. Es ist kaum was los an Booten. In der Bucht liegen auch mehrere Sandstrände. Wir kaufen im Ort Marina di Campo noch einige Vorräte ein und verbringen die Nacht in der Bucht.

Sonnenuntergang in der Bucht von Lacona

 

Tag 7: Wieder zum Festland – Golfo di Baratti

Am Vormittag machen wir uns auf zurück zum Festland. Leider ist sehr wenig Wind und wir müssen die längere Strecke unter Motor zurücklegen. Im Golfo di Baratti ankern wir, auch hier sind die Bedingungen dafür wieder gut, und fahren mit dem Dingi zum Strand. Unser Ziel ist der Kiosk Al Polpo Marino, der dort eine Institution in puncto Tintenfischsnacks ist, und wir werden nicht enttäuscht. Wer mit dem Dingi zum Strand fährt, muss aufpassen, da nicht ganz ersichtlich ist, ab wo man paddeln muss. Unsere zweite Crew kommt später als wir an und wird beim Strand mit dem Dingi wieder zurückgeschickt.

Lange können wir aber eh nicht in der Bucht bleiben, denn wir müssen die Yachten am selben Tag wieder zurückgeben und so brechen wir um 16 Uhr herum zum Heimathafen auf. Wir legen noch einen Stopp in San Vincenzo ein, um die Yachten aufzutanken und sind pünktlich zur Abgabe, die in der Regel 18 Uhr ist, wieder in Cecina.

Hier trennt sich die Gruppe wieder, einige verbringen noch einmal einen Tag in Florenz und fahren noch am selben Abend ab, andere übernachten noch auf dem Boot und machen sich am nächsten Morgen auf die Heimreise. Vor Abflug können wir auch noch Pisa etwas anschauen. Als Tipp: Anstatt sich direkt zu den Sehenswürdigkeiten, dem schiefen Turm etc., zu begeben, kann man alles auch sehr entspannt von der Stadtmauer aus im Überblick sehen.

Snackbar Polpo Marino im Golfo di Baratti

 

Zum Revier

Die Segelbedingungen um Elba herum sind während der Saison entspannt, womit auch weniger erfahrene Segelnde klarkommen. Die Entfernungen zwischen Festland und Elba sowie Elba und Capraia sind kurz, unser längster Schlag war Capraia mit vier Stunden. Es gibt viele Häfen und schöne Buchten, in denen zumeist geankert wird. Die Ankerbedingungen waren in unseren Buchten mit sandigem Untergrund immer gut. Auch von der Infrastruktur her gibt es viele Supermärkte, Restaurants und Geschäfte, auch an den Stränden, wo wir waren.

Aufpassen sollte man bei den großen Fähren, die vom Festland nach Portoferraio fahren, da diese recht schnell sind, je nach Windverhältnissen, etwa bei Flaute, sollte man weit im Voraus den Kollisionskurs verlassen.

Foto des Bordcomputers mit der gefahrenen Route

 

Wind und Wetter

Die Winde um Elba herum sind meistens entspannt. Je nach Windrichtung kann man sich vor Ort entscheiden, ob man erst zuerst die Nordseite oder die Südseite umsegelt, sodass man in den Ankerbuchten durch die Insel geschützter ist. Wir haben uns zuerst für die Nordseite entschieden, da der Wind aus Süd-Ost kam. Als wir von Capraia zurückkamen, hatte der Wind auf Nord-West gedreht und wir sind dann an der Südseite entlang.

Wer nach Capraia Isola segelt, muss mit Düseneffekten sowie stärkeren Winden und Wellen rechnen. Je nach Yachtgröße kann der Hafen von Capraia anspruchsvoll werden, da die Hafeneinfahrt enger ist und um die Ecke geht. Wenn starker Wind herrscht und das Boot Richtung Mole gedrückt wird, muss man sehr aufpassen, da diese nicht steil abfällt, sondern schräg.

Hafen von Porto Capraia

 

Vor Ort

Die Anreise ist unkompliziert mit dem Flugzeug über Pisa oder Florenz und war damit praktisch für uns als große Gruppe von elf Leuten. Von Florenz konnten wir mit dem Zug nach Cecina fahren und dann mit dem Taxi in 10 Minuten zur Marina.

Uns allen haben Elba und Capraia sehr gut gefallen. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre auf den Inseln. Das Wasser war Anfang September auch noch sehr angenehm zum Schwimmen und Schnorcheln.

Die lokalen Gerichte mit Fisch und Meeresfrüchten waren essenstechnisch unser Highlight. Das Preisniveau liegt leicht unter dem deutschen. Zwischen dem Festland und der Insel gab es kaum spürbare preisliche Unterschiede. Lediglich Florenz war teurer.

Pizza im Restaurant “In Piazza di Sopra” in Marciana Marina

 

Literatur

Über das Internet habe ich mir Buchten, die gut zum Ankern sind, sowie schöne Häfen herausgesucht. Sehenswertes habe ich mir als Tipps von Bekannten, die dort häufiger Urlaub machen, geholt und alles auf Google Maps markiert.

 

Mehr über Marc Offenbacher und seine Reisen erfahren Sie auf:

Webseite: https://www.marcoffenbacher.com/
Instagram: https://www.instagram.com/marc_offenbacher/
Facebook: https://www.facebook.com/marcoffenbacherphoto/

 

Bildnachweis:
Karte Toskanischer Archipel: lesniewski/AdobeStock
Alle anderen Bilder: Marc Offenbacher

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