Wenn nach einem Tag auf See unter Segeln der Anker fällt, ist das oft ein feierliches Gefühl. Den ganzen Tag über hat man viele Eindrücke gesammelt, vielleicht gar ein kleines Abenteuer erlebt oder eine herausfordernde Situation gemeistert. Man hat als Crew zusammengearbeitet und hat es nun erfolgreich an den Anleger, die Boje oder den Ankerplatz geschafft.
Was gäbe es da schöneres, als mit einem kühlen Getränk im Sonnenuntergang auf den Tag anzustoßen? Der Klassiker ist hier natürlich das traditionelle Ankerbier. Wir möchten Ihnen im Folgenden jedoch ein paar verschiedene landestypische Alternativen vorstellen, welche sich je nach Region anbieten. Dabei muss es nicht immer etwas Alkoholisches sein. An Bord ist ein verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol unabdingbar und mindestens ein Crewmitglied sollte auch nach erfolgreichem Festmachen für die Nacht nüchtern bleiben. Je nach persönlicher Vorliebe kommt eine erfrischende Limonade, ein Anlegerbier oder ein frischer Fruchtsaft auf den Cockpit-Tisch.
Beim Sundowner an Bord geht es darum, gemeinsam als Crew einen Moment der Ruhe und des Ankommens zu genießen.
Kroatien und Griechenland – mehr als “nur” Wein
In Kroatien mag man es generell fruchtig. Das Getränkepulver der Marke Cedevita ist seit den 80er-Jahren populär als Erfrischungsgetränk und in mehreren Geschmacksrichtungen erhältlich. Mit Sprudelwasser und einem Eiswürfel serviert, macht es den Abend an Bord nicht nur für die jüngeren Crewmitglieder zu etwas Besonderem.
Für diejenigen, die es gerne alkoholisch mögen, bietet Kroatien eine große Bandbreite an Weinen. Besonders die Rotweine der Küstenregionen und der Inseln sind beliebt. In den Weinbergen der Kvarner Bucht, Dalmatien und Istrien reifen unter anderem Trauben für die Rotweine Merlot, Kabernet und Plavac. Wussten Sie, dass die Flavonoide, die besonders in den roten Trauben enthalten sind, Sonnenbrand vorbeugen können? Aber auf guten Sonnenschutz müssen Sie leider auch trotz des abendlichen Glases Rotwein achten! Kroatien hat aber auch weit mehr als nur Rotwein zu bieten. Auch die Weißweine der Region, wie etwa der Malvazia und der Pinot sind in den Küstenregionen sehr beliebt.
Bierliebhaber kommen ebenso auf Ihre Kosten. Das kroatische Pivo ähnelt im Geschmack den deutschen Bieren. Also vielleicht ein Fläschchen Ožujsko Pivo als entspannter Sundowner an Bord?
Auf einem Segeltörn entlang der kroatischen Küste gehört ein Glas regionalen Weins für Liebhaber zu einem gelungenen Törn dazu.
Wenn Sie um die Küsten Griechenlands segeln, sollten Sie sich einen Frappé nicht entgehen lassen. Wer am Abend lieber auf das Koffein verzichtet und wer es gerne alkoholisch mag, der greift zu einem der folgenden griechischen Klassikern: Etwa ein Glas Ouzo an Bord im Sonnenuntergang. Vermischt mit etwas Wasser setzen Sie die ätherischen Öle des Anis frei und wer es gerne noch erfrischender mag, gibt noch Eiswürfel dazu. Von der Insel Chios in der Ostägäis, von Mykonos oder Phythagorio aus gut zu erreichen stammt der Mastiha-Likör. Aus dem Harz der nur hier gedeihenden Masticha-Bäume hergestellt, hat er ein ganz eigenes Aroma. Nutzen Sie die Möglichkeit diesen einzigartigen Likör in heimischer Umgebung vor der Küstenlinie der fünftgrößten griechischen Insel zu probieren.
Aus dem Harz der Mastiha-Bäume, welche nur auf der Insel Chios gedeihen, wird ein Likör gewonnen. Nutzen Sie die Möglichkeit, diesen zu kosten, wenn Sie in der Nähe sind.
Süß und bitter durchs westliche Mittelmeer
In Italien mischt sich oft eine bittere Note unter die gängigen und gerne getrunkenen Spirituosen. Auch in alkoholfreien Aperitifs findet sich die bittere Note gerne wieder. So wie im in Italien sehr beliebten Crodino, einem alkoholfreien Aperitif aus Kräutern und Fruchtextrakten. Mit etwas Soda vermischt über ein paar Eiswürfel ins Glas gegeben, ergibt sich ein äußerst erfrischender Drink, der sich hervorragend eignet, um den Abend ausklingen zu lassen. Ähnlich dem Crodino ist der Sanbitter. In der klassischen Variante in dunkelrot dient er als alkoholfreie Variante für bittere Liköre wie den Campari. Mit Orangensaft und Eiswürfeln werden aus beiden Getränken im Nu auch farblich exzellent ins Bild passende Sundowner.
Ein weiterer Klassiker aus Italien, hergestellt im Golf von Neapel, entlang der Amalfiküste und auf Sizilien, ist der Limoncello. War dieser Zitronenlikör bisher als Digestif oder auch zur Zubereitung erfrischender Dessertkompositionen beliebt, so löst er diese Saison als Limoncello Spritz den Aperol ab. Vermischt mit etwas Prosecco, zur Kühlung ein paar Eiswürfel und für das Extra an Erfrischung noch ein Schuss Mineralwasser und fertig ist ein Sundowner, welcher mit seiner Farbe an den sonnigen Tag erinnert, welcher hinter einem liegt.
Ob mit oder ohne Alkohol – jeder hat seinen Favoriten für den Sonnenuntergang.
In Frankreich sind Sirupe populär. Etwa ein Minzlikör, welcher mit Wasser und Eiswürfeln als Menthe à l’eau bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt ist. Gemischt mit Pastis, dem bekannten französischen Anisschnaps, Wasser und Eis ergibt sich ein Drink, welcher im Französischen als “Perroquet” (Papagei) bezeichnet wird.
Die französische Mittelmeerinsel Korsika hat einen ganz eigenen Sundowner: Cap Corse Rouge ist ein Likörwein und wird zum Mixen von Cocktails verwendet. Mit Prosecco und Orangenscheibe ergibt sich ein lecker fruchtiger Spritz, mit welchem sich der Abend mit Blick auf das Meer gebührend einläuten lässt.
Wenn im Norden die Sonne untergeht
Aber nicht nur im Süden bieten sich regionale Besonderheiten für den Ausklang des Tages an Bord an. In Schweden und Finnland etwa ist die Moltebeere verbreitet. Aus ihr wird unter anderem ein Likör gewonnen, gemischt mit Rum und Apfelsaft ergibt sich ein geschmacklich außergewöhnlicher Cocktail. In Dänemark stehen Kaffee und Bier ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Beim Bier sind Carlsberg, Tuborg und Faxe die wohl bekanntesten dänischen Brauereien. Aber fast jede Region hat dort ihr eigenes Craftbeer. Schauen Sie sich vor Ort um und finden Sie das passende Bier für Ihre ganz persönliche Traumbucht an Dänemarks Küste.
Die in Skandinavien heimischen Moltebeere hat einen ganz eigenen Geschmack, welchen man schwer beschreiben kann: Süß, aber auch säuerlich, sanft und saftig.
Bildnachweise:
Yacht im Sonnenuntergang: Jantira/AdobeStock
Weinberge: monticellllo/AdobeStock
Masticha-Bäume: gatsi/AdobeStock
Menthe à l´eau: coco/AdobeStock
Moltebeeren: Ilkka/AdobeStock
Sundowner und Ableger in einer Flasche 😉
Auf einem Törn mit Stop in Lauterbach (Rügen) sind wir abends noch auf ein Bier in eine Ortskneipe. eigentlich wollten wir noch ein ortstypisches Bier trinken, wir hatten auf ein Störtebecker dunkel gehofft, doch was wurde uns angeboten: „Als Segler müßt ihr einen guten Rum trinken“… OK, dachten wir, wenn wir anschließend ein Störtebecker bekommen!
Was soll ich sagen, der Rum wurde uns in kleinen Schwenkern serviert und duftete sehr lecker. Er schmeckt uns auch heute noch und ist der einzige An- / Ableger und eben Sundowner, den die gesamte Crew auch die Nixen mögen. Wir von den Likedeelern können jedenfalls den „Legendario – Elixiere de Cuba“ nur bestens empfehlen.