Manche stehen auf Inseln, anderen bleibt nur ein kleiner Felsen, manche stehen an der Küste, andere mitten im Meer, umtost von Stürmen und Wellen. Lange Zeit mussten Wärter in einem mehr oder weniger rauen und einsamen Umfeld die Leuchttürme betreiben, bis die Automatisierung begann. Kein Wunder, dass sich um einige Exemplare so manche Geschichte rankt.
Vergessenes Versprechen: Sveti Ivan na pučini
Istrien, Rovinj
In Istrien vor Rovinj steht auf einer kleinen Insel in einem Archipel der Leuchtturm Sveti Ivan, auch La Lanterna genannt. Der achteckige Turm wurde unter der österreich-ungarischen Herrschaft gebaut und beherbergt auch zwei Wohnungen, die heute als Ferienwohnungen vermietet werden. Die äußerst kleine Insel ist mit ihrer reichen Unterwasserwelt auch bei Tauchern und Anglern beliebt.
Die Legende, die sich um ihn rankt, hat eher mit seiner Nichtexistenz zu tun. Ein Herzog aus Venedig geriet auf seiner Schiffsfahrt nach Rovinj in schlechtes Wetter und fürchtete sich vor den gefährlichen Felsen der Inseln, die schon einigen Seeleuten das Leben gekostet haben. Er schwor daher beim Namen des Heiligen Ivan, dass er eine riesengroße Kerze auf der Insel anzünden werde, wenn er sicher ans Ufer käme. Er landete sicher, aber wie es so ist, wenn man wieder im Alltag ankommt, vergaß der Herzog sein Gelöbnis. Auf seiner nächsten Seefahrt von Venedig nach Rovinj gerieten er und seine Mannschaft wieder an derselben Stelle in ein Unwetter und er erinnerte sich an seinen nicht geleisteten Schwur. Dieses Mal stand der Heilige ihm nicht bei und er verunglückte mit seinem Schiff an den Felsen. Wenn´s gibt eine Moral von der Geschicht´, dann: Vergiss dein Versprechen nicht! Der Leuchtturm leuchtet nun seit 1853 unter dem Namen des Schutzpatrons Schiffen den sicheren Weg.
Bretonische Mythen: Ar Men
Bretagne, Chaussée de Sein
Nicht alle Leuchttürme haben Land um sich herum, manchmal bleibt an schwierigen Stellen nur ein bisschen Fels. Starke Strömungen und extreme Gezeiten machen die Passagen um die Insel Sein vor der Westküste der Bretagne äußerst gefährlich und haben vielen Schiffen den Untergang beschert. Gleich vier Leuchttürme leuchten hier den Schiffen Geleit. Der äußerste von ihnen ist der im Meer stehende Ar Men, was bretonisch “der Felsen” bedeutet. Anstoß zum Bau war nach anderen tragischen Unglücken der Untergang einer kaiserlichen Fregatte.
Bereits der Bau war eine Herausforderung, selbst der Architekt sah den ausgesuchten Felsen, der immer wieder unter den Wellen verschwand, als nicht bebaubar. Trotzdem wurde das Projekt umgesetzt. Da das Geschaffene immer wieder durch die Naturkräfte zerstört wurde, dauerte es schließlich fast 15 Jahre bis zur Inbetriebnahme 1881. Das Leben der Wärter war isoliert und einsam, Ablösungen und Versorgungslieferungen verspäteten sich wegen der rauen See, manchmal um zwei Monate, auch eine Evakuierung wäre in solchen Fällen nicht möglich. Unter den Wärtern galt der Leuchtturm daher als „Hölle der Höllen“. Einige Unfälle ereigneten sich, so wurden Wärter durch Wellen vom Sockel in die Fluten gerissen. Erstaunlich ist, dass er erst 100 Jahre nach Inbetriebnahme automatisiert wurde.
Der ideale Platz also für Geschichten: Um die Gegend ranken sich bretonische Legenden um Geisterschiffe und die versunkene Stadt Ys. Diese mythische Inselstadt soll König Gradlon im frühen Mittelalter errichtet haben. Er baute sie auf einer künstlich geschaffenen Insel. Ein Mauerdeich musste die Stadt vor der Flut schützen und ließ nur gezielt Schiffe durch ein großes Tor rein, wenn es die Gezeiten erlaubten. Der Legende nach stahl Königstochter Dahut aus Torheit die Schlüssel zum Tor und öffnete es. Die Stadt wurde von den Fluten ergriffen und versank, nur der König konnte sich schließlich mithilfe von guten Mächten retten.
Manche wollen die Stadt bei Ebbe gesehen haben. Andere haben die traurigen Lieder der Königstochter Dahut gehört, die als Meerjungfrau zurückgekehrt sein soll. Zu dem Leuchtturm gibt es auch unter anderem den Erfahrungsbericht eines Leuchtturmwärters aus den 1960er-Jahren und eine Graphic Novel, die das Leben sowie die Legenden um den Turm visualisiert.
Leuchttürme in der Bretagne während des Sturms Joachim. Gleich zu Beginn Ar Men und weitere Leuchttürme um die Insel Sein. Von Sailing News.
Tragische Liebe: Leuchtturm am Kap Savudrija
Istrien, Nordküste
Der Leuchtturm am Kap Savudrija ist der älteste Leuchtturm an der Adria, der noch aktiv betrieben wird, und das seit 1818. Zur Einweihung war sogar Kaiser Franz I. anwesend. Finanziert wurde der Bau durch die Deputazione di Borsa in Triest, um den Seeweg für den Handel zu sichern. Trotzdem lebt parallel die Geschichte, dass Fürst von Metternich den Leuchtturm für seine schöne kroatische Frau erbauen ließ, eine Adlige, die er auf dem Ball außerhalb Kroatiens kennengelernt hatte. Doch sie sollten keine gemeinsamen Stunden dort verbringen. Sie verstarb an jenem Tag, an dem der Leuchtturm fertiggestellt wurde. Auch Fürst von Metternich besuchte den Leuchtturm nie.
Mysteriöses Verschwinden: Leuchtturm von Flannan Isles
Schottland, Äußere Hybriden
Geschichten und Legenden? Wo wenn nicht im nebligen und stürmischen Norden Schottlands. Die Flannan Isles liegen noch nördlich der größeren Inseln der Äußeren Hybriden im offenen Meer. Dazu gehören acht unbewohnte Inseln, auf der größten, Eilean Mòr (Big Isle), wurde 1899 ein Leuchtturm errichtet und bis 1971 bemannt geführt, seitdem läuft er über Automatik. Bekannt wurde er durch das mysteriöse Verschwinden dreier Wärter, die zusammen den Leuchtturm betrieben. So bekannt, dass es als Inspiration für eine Oper, einen Film, einen Roman, diverse True-Crime-Storys und einen Song der Band Genesis diente.
Es ereignete sich bereits ein Jahr nach der Inbetriebnahme im Jahre 1900. Die Meldung, dass etwas nicht nach Plan lief, kam von einem amerikanischen Dampfer, der die Inseln am 15. Dezember passierte, denn der Leuchtturm sandte kein Licht aus. Am 18. erreichte er seinen Hafen, doch wegen des nun schlimmen Wetters konnte ein Schiff zur Insel erst am 26. Dezember auslaufen. Als die Mannschaft schließlich eintraf, war keiner der drei Wärter zu finden. Eigentlich muss immer einer im Leuchtturm bleiben. Tür und Haupttor des Leuchtturms waren verschlossen, das Geschirr war abgewaschen, die Uhren standen still. Einen überstürzten Aufbruch legte ein Stuhl nahe, der umgedreht auf dem Küchenboden lag. Zwei Ölzeug- und Outdoorgarnituren fehlten, einer der drei muss hingegen ohne warme Sachen in das Winterwetter gegangen sein. Im Westen der Insel waren größere Schäden an Land durch Unwetter und Flut zu sehen, auch an Ausrüstungen, die dort gestanden haben. Die Wärter hatten ihr Logbuch bis einschließlich zum Morgen des 15. Dezember geführt. Da war das Unwetter, das vorher gewütet hatte, jedoch bereits vorbei. Sie waren einfach verschwunden.
Der Fall wurde nie gelöst und gibt Anlass zu allerlei Spekulationen. Hat einer die beiden anderen umgebracht und anschließend sich selbst? Wurden Sie von einer Seeschlange gefressen oder gar von Außerirdischen entführt? Damals wurde von den Ermittlern geschlossen, dass zwei Männer die Ausrüstung im Westen reparieren wollten und dabei von einer Welle überrascht wurden und dass der dritte die Welle vom Turm aus sah und sie warnen wollte. Allerdings ist auch dies fraglich, denn das Wetter am 15. war ruhig und der dritte müsste in der Eile trotzdem Tür und Haupttor verschlossen haben. Und so erfüllt noch heute der Leuchtturm von Flannan Isles die Fantasie der Menschen.
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Bildnachweise:
Sveti Ivan: asafaric/AdobeStock
Leuchtturm Savdrija: vskrinjaric/AdobeStock