Kannst Du Dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Lothar Weber, ich bin 67 Jahre alt und stamme aus dem österreichischen Waldviertel.
Wie bist Du zum Segeln gekommen?
Schon in meiner Schulzeit entdeckte ich meine Leidenschaft fürs Segeln und den Schiffbau – in meinem Heimatort hatte sich eine Zweigstelle, der im Allgäu ansässigen renommierten ATLANTA-Werft, etabliert. Dort wurden Boote wie die Koralle, der Kolibri und das Kajütboot Flamingo hergestellt. Durch meine beinahe täglichen Besuche durfte ich sogar gelegentlich beim Laminieren mithelfen. Zudem machte mein Onkel, der in Wien Mediziner war und sich selbst eine Koralle sowie einen Kolibri zulegte, für mich das gemeinsame Segeln auf der alten Donau und dem Neusiedler See zu einem unvergesslichen Einstieg und Erlebnis. Nach meinen ersten Segelerfahrungen mit meinem Onkel in Österreich wuchs meine Begeisterung fürs Meer rasant. Als Manager in der Gastronomie und Hotellerie boten mir die Segelurlaube in der Adria die perfekte Möglichkeit, dem Arbeitsalltag rasch zu entfliehen und neue Kraft zu tanken. Selbst nach der Gründung meiner Familie und als selbstständiger Catering-Unternehmer war das Segeln stets unser gemeinsamer Freizeitsport und Erholung. Der Kauf unseres ersten eigenen Bootes – einer MAXI 7.7 – ermöglichte es uns, auf dem Obertrumer See bei Salzburg ein Zuhause auf dem Wasser zu schaffen, an dem wir fast jedes Wochenende, sofern das Wetter mitspielte, gemeinsam segelten.
Was hat Dich dazu bewegt, Skipper zu werden? Wie lange machst Du das schon?
Die Vorstellung, eigenständig als Skipper zu agieren, reifte bei mir erst relativ spät. Bereits vor meiner offiziellen Ausbildung und Prüfung für den österreichischen FB2- und FB3-Segelschein im Jahr 1996 hatte ich über 10.000 Seemeilen im Mittelmeer und auf dem Atlantik mit erfahrenen Skippern zurückgelegt.
In welchen Revieren bist Du hauptsächlich unterwegs?
Seit Jahren segle ich praktisch auf allen Ozeanen – die Weite der Meere ist für mich ein grenzenloser Spielraum.
Bist Du hauptberuflich Skipper? Falls nein, was machst Du im Hauptberuf?
Ich vereine in meinem Berufsleben den Handel mit Yachtzubehör und dem WINGAKER Segel mit meiner Tätigkeit als Skipper. Neben Urlaubs-Törns übernehme ich auch Trainings, Yachtüberstellungen und ähnliche Aufgaben.
Du bist Mr. Wingaker. Wann hattest Du die Idee zum WINGAKER?
Meine Begeisterung für den WINGAKER begann vor über 20 Jahren, als ich den Prototyp des aerodynamischen PARASAIL von Luftfahrtingenieur Manfred Kistler sah. Als leidenschaftlicher Fallschirmspringer mit dem Flächenschirm zu dieser Zeit, entwickelte ich sofort ein tiefes Verständnis und Interesse für diesen speziellen aerodynamischen Spinnaker.
Wie lange hat es gedauert, bis aus der Idee das fertige Produkt wurde?
Der heutige WINGAKER ist die zweite Entwicklung eines aerodynamischen Spinnakers von Manfred Kistler. Im Jahr 2024 feierte ich mein 20-jähriges Firmenjubiläum mit WINGAKER
– eine beeindruckende Erfolgsgeschichte.
Welche Fähigkeiten nimmst Du von Deinem Beruf mit auf das Boot und umgekehrt?
Die im Berufsleben erworbenen Fähigkeiten sind in allen Situationen von großem Wert. Auf einem Boot, einem kleinen und sich ständig bewegenden Raum, gelten besondere Anforderungen an Körper und Geist. Hier sind höchste Konzentration und präzises Handeln gefragt. Gleichzeitig zeigt mir die Arbeit an Bord, wie wichtig Flexibilität und Fokussierung sind – Eigenschaften, die auch im Beruf unverzichtbar sind.
Was reizt Dich daran, Skipper zu sein? Das ist schließlich sehr viel Verantwortung.
Meine berufliche Laufbahn im Management, in der Betriebsführung und als selbstständiger Unternehmer war stets von großer Verantwortung geprägt. Schon in jungen Jahren durfte ich
von inspirierenden Menschen viel lernen und wurde auch sehr gefordert, wodurch ich zu dem geworden bin, was ich heute bin. Diese Erfahrungen motivieren mich, mein Wissen weiterzugeben an Menschen, die das auch wollen – getreu dem Motto: „Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen“ (Giuseppe Mazzini).
Wie sieht Dein typischer Kunde aus? (Familien? Freundeskreise?)
Meine Kundschaft ist vielfältig: Ich betreue Familien im Urlaub, Segelfreunde, Kunden, die durch den Kauf des WINGAKER Segels zu mir kommen, sowie Teilnehmer an Trainings und Ausbildungen.
Haben die Kunden normalerweise Segelerfahrung? Müssen alle an Bord mit anpacken?
Das hängt vom jeweiligen Segeltörn ab. Ich vermittle meinen Gästen, dass jeder an Bord alles tun darf, was weder dem Schiff noch einer Person schadet. Niemand muss Aufgaben übernehmen, solange er sich (noch) nicht dazu in der Lage fühlt. Gemeinsames Lernen in einer Atmosphäre mit Vorsicht, Rücksicht und Nachsicht steht bei mir im Vordergrund.
Bei Mission Unknown – Atlantik warst Du an Bord der verantwortliche Skipper. Das war vermutlich kein Auftrag wie jeder andere, oder?
Das Besondere an Mission Unknown Atlantik war, dass – abgesehen vom Co-Skipper – keiner der Crew-Mitglieder Segelerfahrung hatte und dennoch jeder bereit war, den Atlantik zu überqueren.
Was war für Dich das Spannendste an dem Projekt?
Es war beeindruckend zu sehen, wie die gesamte Crew mit einer extrem positiven Einstellung und Freude vom Start weg an die Sache rangegangen ist. Diese Einstellung hat sich an Bord bis zum Schluss in allen Belangen gezeigt und machte das Projekt zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Ist es so gelaufen, wie Du erwartet hast? Oder gab es Überraschungen?
Es verlief alles an Bord viel harmonischer, schöner und lustiger, als ich es mir vorgestellt hatte – eine willkommene positive Überraschung.
Hast Du einen Lieblingsort oder -revier?
Nach über 50 Jahren auf den Weltmeeren ist das Mittelmeer mein absolutes Traumrevier. Länder wie Kroatien, Griechenland, Türkei, Italien, Frankreich, Spanien und neuerdings auch Marokko bieten ein unglaubliches Kulturerbe, fantastische Küche, kristallklares Wasser sowie unzählige Inseln, Buchten und Strände – unvergleichlich in ihrem Reiz.
Von welchem Revier träumst Du? Wo würdest Du gerne mal segeln?
Auf meiner Liste fehlt eigentlich noch der beeindruckende Südpazifik – ein Gebiet, das ich sehr gerne in Zukunft mal besegeln möchte.
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