Was mache ich jetzt und wie geht es weiter? Eine der beiden Fragen hat uns alle im letzten Jahr wahrscheinlich des Öfteren beschäftigt. Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen der Charterbranche. Im nachfolgenden Text erinnern wir uns an das Kulanzverhalten der Vercharterer nach Ländern, die wir im Anschluss aufgrund erhöhter Nachfrage noch mit weiteren Ländern ergänzt haben. Auch die technische Qualität der Yachten im Vergleich zu 2019 betrachten wir separat am Schluss.
Von März bis Ende Oktober gab es eine ungewohnte Planungsunsicherheit. Durch die beschlossenen Reisewarnungen und bedingt durch die besondere rechtliche Situation mussten wir zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Jahr neue Bedingungen mit den Vercharterern abstimmen. In welchem Land können wir rückblickend zufriedene Ergebnisse bestätigen und wo sind Kulanzen sogar ausgeblieben?
Rechtliche Ausgangssituation
Zur rechtlichen Beurteilung von Charterverträgen gibt es in der Lockdown-Situation zwei Sichtweisen, wie Benyamin Tanis von der Kanzlei Ben Tanis/von der Mosel aus Kiel in einem Artikel der Yacht erläutert. Aufgrund dessen wird eine solidarische Einigung mit dem Vercharterer empfohlen. Die ausführliche Einordnung von Benyamin Tanis finden Sie auf unserer Corona-FAQ-Seite. Auf dieser Seite und in Newslettern haben wir unsere Kunden letztes Jahr regelmäßig über die aktuelle Situation in den einzelnen Ländern informiert und werden dies auch in diesem Jahr, solange die Situation anhält, weiterführen.
Deutschland – zurückhaltendes Kulanzverhalten/Dilemma für größere Crews
Bis Anfang Mai waren die Bundesländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern für touristische Aktivitäten nicht erreichbar. Den Charterkunden, die im März und April gestartet wären, wurden Verschiebungen und Gutscheine, teilweise auch bis 2021 hinein, angeboten. Im Mai wurden Verschiebungen nur noch im laufenden Jahr angeboten. Gutscheine bis einschließlich 2021 waren nicht mehr vorgesehen, dies konnten wir für einige Ausnahmen dennoch aushandeln.
Bis Mitte Juni galt das Kontaktverbot an Bord, was die Crews vor neue Herausforderungen stellte. Größere Crews aus drei oder mehr Haushalten durften somit nicht starten. Dies hat kaum ein Vercharterer als Kompensationsgrund geltend gemacht. Die Charterer mussten daher ihre Crews stark reduzieren oder stattdessen einen ungeplanten Familienurlaub unternehmen, um ihren Törn überhaupt umsetzen zu können. Ab Mitte Juni klärte sich das Kontaktverbot und die Saison verlief ohne weitere behördliche Einschränkungen “normal”.
Griechenland – Vercharterer kommen Kunden entgegen
In Griechenland können wir insgesamt gute und faire Bedingungen bestätigen. Da die Anreise in der Regel aufgrund der Entfernung mit dem Flugzeug wahrgenommen wird, waren die Charterkunden hier auf die Durchführung der Flüge angewiesen. In 2020 wären unsere ersten Kunden bereits Ende März in die neue Segelsaison gestartet, jedoch wurde der Großteil der Flüge infolge der Reisewarnung sowie dem Verkehrsverbot und Ausgangsbeschränkungen in Griechenland gestrichen. Ab Mitte Juni hatte der Flughafen in Athen seinen Betrieb wieder vollständig aufgenommen, die übrigen Flughäfen ab Anfang Juli. Für Kunden, deren Flüge danach dennoch gestrichen wurden, konnten Gutscheine und/oder Verschiebungen verhandelt werden.
Italien – Entgegenkommen nach anfänglichem Zögern
Die Saison in Italien wäre für unsere Kunden bereits Anfang April gestartet. Das Kulanzverhalten hielt sich hier erst sehr in Grenzen. Die Angebote der Vercharterer waren oft einseitig und nicht sonderlich kundenorientiert. Nach den ersten Lockerungen in Italien entspannte sich die Lage jedoch für den Sommer. Hier waren zum Beispiel Umbuchungen möglich und vorher geltende strenge Gutscheineinschränkungen wurden teilweise nachträglich gelockert.
Kroatien – von Beginn an kundenorientiert und kreativ
Kroatien hatte als erstes Land der EU die Einreise ohne Quarantänepflicht ermöglicht. Starts konnten ab Ende Mai stattfinden. Bis Mitte Juni konnten wir unter Angabe der weltweiten Reisewarnung die meisten Kunden, auf Wunsch, umbuchen oder Gutscheine ausstellen. Die Kulanzen waren weitestgehend zufriedenstellend. Ende August wurden einzelne Gespanschaften als Risikogebiete eingestuft. Österreich und die Schweiz reagierten mit einer allgemeinen Reisewarnung für ganz Kroatien. Deutsche Kunden konnten weiterhin in Istrien starten. Bis Anfang September waren auch noch Starts in Norddalmatien (Region Zadar) möglich. Die Vercharterer in den betroffenen Gespanschaften Split und Sibenik wurden kreativ und verlegten ihre Yachten für einzelne Starts in Nicht-Risikogebiete. Verschiebungen und/oder Gutscheine wurden angeboten, allerdings wurden vereinzelt Umbuchungsgebühren berechnet.
Frankreich – Vercharterer blieben überwiegend hartnäckig
In Frankreich gab es für Kunden teilweise harte Entscheidungen. Hier waren Verschiebungen zum Teil nur im Kalenderjahr 2020 möglich. Gerade kleinere Vercharterer haben Verschiebungen in das Jahr 2021 abgelehnt. Auch als für Frankreich im August erneut eine Reisewarnung ausgerufen wurde, veränderten die Vercharterer ihren Kurs nicht, wie das in anderen Ländern der Fall war.
Mallorca – Kulanz von spanischer Seite in der zweiten Jahreshälfte
Auf Mallorca wurden Verschiebungen und Gutscheine für alle Starts bis Ende Juni angeboten. Beim Einsetzen der erneuten Reisewarnung bestanden die ansässigen deutschen Unternehmen auf die Durchführung des Törns. Entweder war eine Verschiebung nur durch Zuzahlen einer Umbuchungsgebühr möglich oder man musste einseitig stornieren. Die spanischen Vercharterer haben diesbezüglich kulanter reagiert und Verschiebungen bestätigt.
Technische Qualität der Yachten besser als erwartet
Im März und April waren die Marinas komplett geschlossen. Dadurch konnten viele Vercharterer die geplanten Wartungsarbeiten nicht durchführen. Wir befürchteten einen massiven Qualitätsverlust zu Beginn der Saison. Diese Befürchtung wurde glücklicherweise nicht bestätigt. Insgesamt schafften es die meisten Vercharterer, ihre Yachten rechtzeitig bereitzustellen.
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Wir hatten oben zuerst diejenigen Segelziele berücksichtigt, in denen wir die meisten Erfahrungswerte gesammelt haben. Aufgrund vermehrter Nachfrage zu anderen Segeldestinationen in Europa und Übersee möchten wir im Folgenden einige weitere nachreichen.
IJsselmeer: Erschwerte Bedingungen für Crewkonstellationen aus mehreren Haushalten
Das IJsselmeer ist nach wie vor ein beliebtes Revier für deutsche Wassersportler. Anfangs war es schwer, konkrete Informationen in Bezug auf die Regelungen für den Charter für unsere Kunden zu erhalten. Schließlich wurde ein Kontaktgebot von maximal 3 Personen aus unterschiedlichen Haushalten an Bord erlassen. Dennoch sollte im Cockpit ausreichend Abstand zueinander gehalten werden. Für Familien gab es keine Einschränkungen.
Im späteren Verlauf der Saison wurde die Regelung erweitert: Je Nasszelle durfte ein Haushalt an Bord sein. Für Crews, die z.B. aus drei Paaren bestanden, war der Charter dementsprechend nur möglich, wenn mindestens drei Nasszellen vorhanden waren. Zwei Haushalte dagegen, auch wenn sie mehr Personen zählten als die drei Paare, durften mit Yachten starten, insofern zwei Nasszellen verbaut waren. D.h. Gruppen mit weniger Personen, aber mehr Haushalten, mussten gegebenenfalls größere und damit teurere Yachten buchen, um ihren Törn umzusetzen. Für größere Crews, die aufgrund der behördlichen Bestimmungen nicht starten durften, wurden Verschiebungen und Gutscheine ausgestellt. Ab August war dies z.T. nur mit einer zusätzlichen Umbuchungsgebühr möglich.
Schweden: Teils Probleme aufgrund unterschiedlicher Regelungen
Die Chartersituation in Schweden war das ganze Jahr über schwierig: Da das Land keinen Lockdown veranlasst hat, wurde es ab Juni offiziell vom Auswärtigen Amt als Risikogebiet eingestuft, sodass für Kunden bei der Rückkehr eine Quarantänepflicht bestand. Da die Einreise seitens der schwedischen Regierung aber möglich war, konnten wir nicht mit allen Partnern eine gütige Lösung finden, sodass für einige Kunden nur eine einseitige Stornierung möglich war. Dies hatte den Verlust der Anzahlung zur Folge. Generell wurden aber Gutscheine und Verschiebungen ermöglicht.
Seychellen: Gutscheine für 2021 und unkomplizierte Umbuchungen
Unsere Kunden auf den Seychellen haben alle einen Gutschein für 2021 erhalten oder eine direkte Umbuchung vornehmen können.
Kulantes Entgegenkommen in der Türkei
Die in der Türkei stationierten Partner waren sehr kulant. Schon bei Flugausfällen wurden unsere Kunden entweder direkt nach 2021 umgebucht oder haben einen Gutschein mit Gültigkeit für das Kalenderjahr 2021 erhalten.
Gutscheine in Thailand und der Karibik teils bis 2022 möglich
In Thailand und der Karibik war die Hauptsaison im März bereits beendet, sodass von unseren Kunden nur sehr wenige betroffen waren. Da die Hauptsaison 2020/21 ebenfalls nicht darstellbar war/ist, wurden alle Kundentermine verschoben bzw. es wurden Gutscheine ausgestellt. Diese haben z.T. ihre Gültigkeit bis 2022. Lediglich zwei Kunden hatten moderate Stornierungsmöglichkeiten, weshalb die einseitige Stornierung mit kleinerem Verlust sinnvoll war.
Für 2021 haben wir mit vielen Vercharterern die Corona-Policen bereits geklärt. Wenn Sie schon Vorstellungen zu Ihrem Törn in diesem Jahr oder Fragen zu Törnmöglichkeiten haben, vereinbaren Sie gerne einen Termin mit uns über den folgenden Link:
Zur Terminvereinbarung
Guten Tag,
wie ist das Kulanzverhalten in der Türkei. Ich habe für Juli 2021 in Orhaniye eine Yacht gechartert.
Viele Grüße
Manfred Gwosdzik
Hallo Herr Gwosdzik,
vielen Dank für die Anregung, wir werden in Kürze weitere Länder hinzufügen, die wir zur Zeit noch auswerten.
Viele Grüße,
das 1a Team
Grundsätzlich sollten alle Vercharterer Kulanz zeigen da es sich hier um eine Pandemie auf der ganzen Welt handelt und es nur vernünftig erscheint solche Törns abzusagen.
Geld zu behalten ohne Leistungen zu erbringen ist mehr als fragwürdig.